Auf dem Bright Angel Trail 900 m bergab bis Indian Garden und weiter über das Tonto Plateau bis zum Rand der Inner Gorge am Plateau Point. Eine sehr anstrengende Tageswanderung, die je nach Fitness, Jahreszeit und Länge der Pausen rund 9-12 Stunden dauern kann. Während unserer Rundreise 2010 machten wir diesen lohnenswerten Day Hike.

Zur Vorbereitung auf eine Wanderung in den Canyon empfehle ich folgende Literatur:


14.09.2010

Um 6:15 starten wir den Abstieg auf dem Bright Angel Trail

Um 5 Uhr klingelt der kleine lila Reisewecker. Das Aufstehen ist hart, aber natürlich siegt die Vorfreude auf roten Staub unter den Sohlen unserer Wanderschuhe. Zum Frühstück gibt es Zimtschnecken (6 Stück für $ 1,99, hatten wir am Vortag im Safeway in Flagstaff erstanden – absolut empfehlenswert) und Kakao aus dem Tetrapak. Um 6:15 Uhr sind wir auf dem Bright Angel Trail und starten den Abstieg in den Canyon. Übernachtet hatten wir in der Bright Angel Lodge, so daß der Trailhead quasi vor der Haustür liegt. Die Lodge ist übrigens eines der günstigsten Hotels am South Rim und hat schön renovierte Zimmer in rustikalem Ambiente.

Bright Angel Lodge direkt am Rim

Bright Angel Lodge direkt am Rim

Ausgestattet mit leckeren Sandwiches, unzähligen Tütchen Trailmix (Erdnüsse, Studentenfutter), Chips, Müsliriegeln und reichlich Gatorade und dazu noch Wasser in unseren Trinkblasen machen wir uns auf den Weg. Das Licht ist sensationell und es sind erst wenige Wanderer unterwegs. Bereits am 1,5-Mile-Resthouse ist es warm genug, um die Hosenbeine abzuzippen. Es ist jetzt 7:15 Uhr und wir treffen die erste Muli-Karawane, die Lebensmittel, Gepäck und Post zur Phantom Ranch bringt.

Der Bright Angel Trail verfärbt sich rot

Unterhalb des 3-Mile-Resthouse wechselt die Vegetation, hier befindet sich die Trennlinie zwischen Wald und Wüste. Weniger Bäume und mehr Kakteen prägen das Bild in dieser kargen Landschaft. Der nächste Wegabschnitt nennt sich Jacobs Ladder, dabei handelt es sich um eine Reihe enger Switchbacks, die uns beim Aufstieg später viel Freude bereiten werden. Mit gutem Tempo erreichen wir nach ca. 2 1/2 Stunden gegen 8:45 Uhr Indian Garden. Indian Garden ist eine grüne Oase inmitten dieser trockenen Wüste. Unter Bäumen gibt es schattige Picknick- und Campingplätze und ein leises Plätschern verrät die Anwesenheit von Wasser. Hier machen wir eine kurze Pause und stärken uns, bevor wir zum Plateau Point gehen.

Die Sonne grillt das Hirn

Auf dem Weg von Indian Garden bis zum Plateau Point über das Tonto Plateau gibt es keinen Schatten und die Sonne brät unsere Hirne trotz Kopfbedeckung reichlich gar (rund 35 °C). Bis zum Plateau Point brauchen wir ca. 40 Minuten. Der Ausblick von dort ist atemberaubend. Der Colorado River ist braun vom Schlamm und von den mitgeführten Sedimenten. Beim Blick zurück Richtung South Rim fühlen wir uns nicht wie in einer Schlucht, sondern wie auf einer Ebene, umgeben von Bergen. Vor uns liegt eine rund 400 m tiefe Schlucht (die Inner Gorge), auf deren Grund wir den Colorado rauschen hören.

Ein neues Ziel

Uns werden jetzt wirklich die Dimensionen des Grand Canyon bewusst und wir wissen, wofür wir die Anstrengung dieser Tageswanderung auf uns genommen haben. Eine leicht unbefriedigtes Gefühl bleibt, denn nun wollen wir den Fluss näher sehen, berühren, spüren. Markus schmiedet gleich Pläne und somit ist klar: wir kommen wieder und das Ziel ist dann die Durchquerung des Canyons von Norden nach Süden. Rim to Rim. Ein Abenteuer!

Ausgedehnte Lunchpause im Schatten

Um 10:50 Uhr sind wir zurück am Indian Garden und machen eine ausgedehnte Lunchpause im Schatten. Willst Du noch mehr von Indian Garden sehen? 2013 und 2015 haben wir dort unser Zelt aufgeschlagen und die Ruhe dieser Oase intensiv genossen. Wusstest Du, daß es am Campground sogar eine Bibliothek gibt? Pssst: Und falls Du auch ein Day Hiker sein solltest: bitte lass den Campern ihre Ruhe und nimm vor allem Deinen Müll wieder mit.

Don´t die out there

Bevor wir den Aufstieg beginnen, füllen wir unsere leeren Trinkblasen auf. Zum Glück gibt es hier das ganze Jahr über Wasser, sofern die Pipeline, die das Wasser von Roaring Springs auf der Nordseite des Canyons  hoch zu beiden Rims fördert , nicht mal wieder kaputt ist. Um 11:45 Uhr treten wir den Rückweg zum South Rim an. Am 3-Mile-Resthouse betreut eine Rangerin einen Wanderer, der mit nur einem Liter Wasser und im ärmellosen Shirt und ohne Kopfbedeckung den Abstieg gewagt hatte und nun keuchend und rot angelaufen am Resthouse gestrandet war. Mühsam wird der Mann zurück zum Rim geleitet und hat hoffentlich seine Lektion gelernt. Don´t die out there! Um 15:20 Uhr erreichen wir wieder den South Rim. Die Gelenke schmerzen und die Klamotten sind mehr als staubig.

Der kulinarische Lohn

Wir duschen und nehmen anschließend den Bus zum Trailview Overlook, um uns den heute gewanderten Weg vom Rim aus anzusehen. Der Trail liegt nun komplett im Schatten,nur am Plateau Point brennt noch immer die unbarmherzige Sonne. Der Blick auf den Bright Angel Trail von hier oben ist wunderschön und wir sind wahnsinnig stolz, daß wir heute dort gewandert sind. Wir erleben einen grandiosen Sonnenuntergang und dann geht es zu Fuß zurück am Rim entlang. Der kulinarische Lohn für die Anstrengung des heutigen Tages ist ein gigantischer Burrito in der Cafeteria der Maswik Lodge.

Der Lohn für den harten Hike

Der Lohn für den harten Hike

Ein Traum wird wahr

3 Jahre nach dieser Tageswanderung haben wir es wahr gemacht: Rim to Rim – in vier Tagen vom Nordrand zum Südrand. Komm mit auf diese spannende Trekking-Tour!

Fakten zum Bright Angel Trail / Plateau Point Hike

  • Trailhead: er befindet sich nah bei der Bright Angel Lodge und der Bushaltestelle Village Route Transfer
  • Länge: 8,7 km one way, davon 7,2 km bis Indian Garden
  • Höhendifferenz: 944 m
  • Zeitbedarf: rund 9-12 Stunden inkl. Pausen und Fotostopps
  • Schuhe: gut geeignet sind geschlossene Wanderschuhe oder -stiefel mit gutem Profil
  • Gepäck: Wasser (4 Liter pro Person oder weniger, wenn sichergestellt ist, daß nachgefüllt werden kann), Verpflegung und einen Pulli nicht vergessen
  • Insider-Tipp: es gibt anständige pit toilets in beiden Resthouses und am Indian Garden