Island – Eishöhlen Tour und Gletscherwanderung am Vatnajökull

Eishöhlen-Tour in Island – Auf dem Bauch liegend krieche ich durch das winzige Loch in der blau schimmernden Eiswand tief unten im Breiðamerkurjökull. „Don’t turn left“ ruft unser Guide Gulli und gibt mir damit zu verstehen, dass ich auf der anderen Seite unbedingt nach rechts gehen soll, um nicht dem Wasserfluss folgend in den Eingeweiden des Gletschers zu verschwinden. Wir sind unterwegs auf einer Eishöhlen-Tour mit Gletscherwanderung auf dem Vatnajökull in Island.

Aber Moment, wir beginnen am frühen Morgen dieses besonderen Tages.

Anfahrt zur Eishöhlentour in Island

Montag, 21.03.2022: Es ist viertel nach sieben und wir sitzen am Panoramafenster im Restaurant des Fosshotel Glacier Lagoon beim Frühstück. Das elegant skandinavische Ambiente des Restaurants und die tolle Auswahl am kalt-warmen Buffet bilden den idealen Rahmen für den Start in diesen Tag. Es ist mein Geburtstag. Nicht irgendeiner, sondern ein besonders Runder.

Statt Party oder Geburtstagskaffee zu Hause habe ich mir ein ganz besonderes Erlebnis gewünscht. Die Wettervorhersage ist günstig, erstmal kein starker Regen in Sicht.

Unsere Outfits bestehen – wie eigentlich an jedem Tag dieser Reise – aus langer Merinounterwäsche, Softshell Hosen, Fleece Hoodies und Daunenjacken. In der Seitentasche meines Rucksacks steckt eine Thermoskanne mit heißem Tee und im Inneren finden sich neben meiner Regenjacke reichlich Snacks und ein Sandwich für den Tag. Über dicken Wollsocken schnüren wir die Wanderstiefel. Mehr zu unserer Ausrüstung/Kleidung für diesen Wintertrip findet ihr übrigens hier.

Check-in zur Eishöhlentour an der Jökulsarlon Gletscherlagune

Eine 20-minütige Autofahrt später parken wir an der Gletscherlagune. Sofort fällt uns das geländegängig bereifte Fahrzeug von Local Guide auf. Im Container der Agentur treffen wir Gulli, unseren Tourguide für heute. Denn die Wanderung auf den Breiðamerkurjökull kann man theoretisch auch allein wagen, muss dann auf die Expertise und Ortskenntnis eines Locals verzichten.

Gulli stattet uns mit Helm, Klettergurt und Steigeisen aus. Zusammen mit zwei Schwestern aus Hawaii und einem dänischen Pärchen besteigen wir den Superjeep. Nach einem kurzen Stück auf der Ringstraße biegt Gulli Richtung Vatnajökull ab. Die Piste ist steinig und kurvig, es geht im Schritttempo voran.

Von unseren Offroad-Touren in den USA nach Toroweap und zu den Coyote Buttes und White Pocket sind wir raue Wege gewohnt, aber diese Piste ist eine ganz andere Liga. Nach rund 45 Minuten erreichen wir gut durchgeschüttelt eine ebene Fläche, auf der schon ein paar Jeeps stehen.

Gletscherwanderung in Island

Eine kurze Wanderung bringt uns durch die steingraue Gerölllandschaft bis an den Fuß des eisigen Buckels. Auf dem Weg überqueren wir einen Schmelzwasserfluss auf einer abenteuerlich konstruierten Brücke.

Bevor wir den Eispanzer betreten, legen wir unter Gullis fachkundiger Anleitung die Steigeisen an. Dann geht es hinauf auf den Breiðamerkurjökull. Bei jedem Schritt knirscht das Eis unter unseren Steigeisen. Die Oberfläche des Gletschers ist stark aufgeraut und fast körnig. Farblich dominieren Blau- und Grautöne.

Wir wandern immer höher auf den Gletscher hinauf. Der Breiðamerkurjökull hat im unteren Gebiet keine Gletscherspalten und ist dadurch gut begehbar. Der Ausblick auf die Gletscherlagune Jökulsarlon wird mit jedem Höhenmeter besser. Wir sind fasziniert von dieser farb- und geräuschreduzierten Welt.

Immer wieder bleiben wir stehen und betrachten die karge Landschaft, während Gulli uns Interessantes über den Breiðamerkurjökull erzählt.

Wir blicken hinab in Canyons aus Eis. Man nennt diese Löcher auch „Moulins“ (aus dem Französischen) oder Gletschermühlen. Sie sind entstehen durch spiralförmig abfließendes Schmelzwasser.

Gut angeseilt blicken wir über die Kante in den Schlund einer besonders beeindruckenden Moulin.

Nach diesem Adrenalinschub – Teaser: es wird nicht der letzte heute sein – ist es Zeit für eine kurze Mittagspause. Wir packen Sandwiches und den wunderbar heißen Tee aus. Gegessen wird an Ort und Stelle, während wir uns über die bisherigen Erlebnisse des Tages austauschen. Auch die weiteren Pläne der Tourteilnehmer sind ein Thema.

Abstieg in die Eishöhle in Island

Gulli weist uns an, jetzt besonders aufmerksam zu sein. Mit einem Fixseil als Handlauf steigen wir vorsichtig in eine Moulin hinab. Mit einem langen Schritt überqueren wir das glucksend fließende Wasser. Jeder Schritt muss hier sorgfältig gesetzt werden.

Über eine kurze Treppe, die von den Gletscher-Guides ins Eis geschlagen wurde, steigen wir noch tiefer ab. Zu beiden Seiten erheben sich haushohe Eiswände. Wir fühlen uns wie in einem Slot Canyon in Utah. Statt rotem Sandstein dominiert hier glattes Eis in leuchtendem Blau. Hier und da bildet im Eis eingeschlossene Asche seltsame Formen und Strukturen.

Gulli zeigt uns einige Fotospots und natürlich das am Anfang des Beitrags erwähnte Loch im Eis. Auf dem Bauch liegend krieche ich durch das winzige Loch in der blau schimmernden Eiswand. „Don’t turn left“ ruft unser Guide Gulli und gibt mir damit zu verstehen, dass ich auf der anderen Seite unbedingt nach rechts gehen soll, um nicht dem Wasserfluss folgend in den Eingeweiden des Gletschers zu verschwinden. Ich drehe mich nach rechts, richte mich auf und gehe seitwärts durch den engen Eiscanyon zurück zur Gruppe.

Nachdem wir alle durch das Loch gekrochen sind und genügend Fotos im Inneren der Moulin gemacht haben, steigen wir zurück an die Oberfläche des Gletschers.

Sapphire Cave – Eishöhlentour

Langsam bewegen wir uns vom Eisbuckel hinunter zur Geröllebene. Unten angekommen stehen wir direkt neben dem Eingang zur Sapphire Eishöhle, einer der beständigsten und bekanntesten Eishöhlen in Island.

Mit der Ruhe ist es erstmal vorbei, denn hier werden im Minutentakt größeren Gruppen durchgeschleust. Dank der isländischen Guides ist der Besuch der beeindruckenden Sapphire Cave trotzdem ein magisches Erlebnis.

Nach der Befriedigung der Foto-Lust verlassen wir die Sapphire Ice Cave. Plötzlich ruft unser Guide Gulli die Gruppe dicht zu sich heran. Zu meiner Überraschung bekomme ich genau hier, vor dem riesigen blaugrauen Gletscherbuckel des Breiðamerkurjökull, ein Geburtstagslied gesungen von unserer tollen kleinen Tourgruppe. Mir kommen ein wenig  die Tränen und ich bin einfach überwältigt von der grandiosen Natur und von dem Tag, den ich in perfekter Gesellschaft erlebt habe.

Nach dem Ständchen geht es über das Geröllfeld am Fuß des Gletschers zurück zum Super Jeep. Eine wilde Fahrt später sind wir zurück an der Gletscherlagune. Die geführte Tour endet hier.

Infos zur Eishöhlen-Tour und Gletscherwanderung

Die Eishöhlen-Tour und Gletscherwanderung „Ice Cave Discovery“ haben wir beim Anbieter Local Guide gebucht. Wir haben sie selbst bezahlt. Die Kosten pro Person betrugen 29900 ISK (umgerechnet knapp unter 200 Euro). 

Helm, Klettergurt und Steigeisen bekommt man gestellt. Bei Bedarf können auch feste Wanderstiefel gemietet werden.

Besonders hilfreich vor der Entscheidung für einen Anbieter und eine Tour fanden wir die Tipps unseres Bloggerkollegen Andreas von Reisewut.

Jökulsarlon Gletscherlagune und Diamond Beach – beeindruckende Sehenswürdigkeiten in Island

Der graublau verhangene Himmel bietet wenig Kontrast zur spiegelglatten Oberfläche der Jökulsarlon Gletscherlagune. Nur die Eisberge leuchten blautürkis inmitten der Wasserfläche. Wir wandern ein Stück am Ufer entlang und genießen den Blick auf die Eisberge, die schneebedeckten Berge und die gewaltige Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull.

Vor der Rückkehr ins Hotel statten wir dem Diamond Beach noch einen weiteren Besuch ab. Die Eisberge aus der Gletscherlagune treiben über einen Auslass, der von einer Brücke der Ringstraße überspannt wird, bis ins Meer. Bedingt durch die Strömung landen viele von ihnen am nahen schwarzen Strand. So erhielt dieser den Namen Diamond Beach. Waren gestern nur wenige kleine Eisbrocken hier, so ist heute die Küste übersät von Eisstücken verschiedener Größe und Form.

Geburtstagsdinner in Island

Nach einer ausgiebigen Fotosession fahren wir zurück ins Fosshotel Glacier Lagoon. Es ist mein Geburtstag und wir beenden den Tag mit einem hervorragenden Drei-Gänge-Menü im Hotelrestaurant.

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