Wir sind wieder am Grand Canyon. Fühlt sich unglaublich gut an. Den Tag heute haben wir für einen Day Hike reserviert, der (wie so viele Hikes) schon länger auf unserer Liste steht: der Grandview Trail bis zur Horseshoe Mesa.
Inhalt
Grandview Trail bis Horseshoe Mesa – nichts für Grand Canyon Anfänger
Der Grandview Trail ist einer der Trails ab dem Grand Canyon South Rim, die nicht bis zum Colorado River führen. Er ist ein sogenannter Threshhold Trail, der im Gegensatz zu den Corridor Trails (Bright Angel und South Kaibab) nur gewartet wird, wenn es zu Auswaschungen oder anderen groben Schäden kommt. Zudem ist er deutlich steiler, schmaler und stellenweise etwas ausgesetzt. Kurz gesagt: er ist nicht für Grand Canyon Anfänger geeignet. Gleiches gilt übrigens für den Hermit Trail, der sich ab Hermits Rest weiter im Westen des Grand Canyon National Park vom South Rim Richtung Colorado River hinabwindet.
Als Tagesziel bietet sich die deutlich vom South Rim sichtbare Horseshoe Mesa an, eine hufeisenförmige Formation auf der Ebene des Tonto Plateau. Obwohl der Trail bis dahin nur 4,8 km lang ist, sind auf dieser Strecke rund 760 m Höhendifferenz zu überwinden (Vergleich: Bright Angel Trail bis zum Indian Garden: 7,7 km Distanz und rund 900 m Höhendifferenz).
Anfahrt zum Grandview Trailhead am Grandview Point
13. Mai 2018: Gegen 6 Uhr stehen wir auf und packen die Rucksäcke. Neben dem Picknick muss auch reichlich Wasser mit, denn auf dem Trail gibt es keine Möglichkeit, Wasser nachzufüllen. Zum Trailhead am Grandview Point kann man mit dem eigenen Auto fahren, er liegt rund 15 Minuten vom Grand Canyon Village entfernt am Highway 64. Morgens sind hier bisher nur wenige Touristen unterwegs.
Nach dem obligatorischen Starter-Foto sind wir viertel vor acht unterwegs auf dem Trail. Schon nach den ersten Spitzkehren ist es ruhig und wir sind komplett allein.
Der Trail wurde in den 1890ern angelegt, um den Minenarbeitern den Zugang zur Last Chance Mine auf der Horseshoe Mesa zu ermöglichen. Er besteht stellenweise aus sehr markantem Kopfsteinpflaster. Diese Abschnitte sind zugleich die steilsten Strecken des Trails. Sie wechseln sich ab mit schmalen sandigen Sektionen, die fast gar keine Steigung aufweisen.
Während der größte Teil des Trails entlang natürlicher Schrägen im Hang des Canyon verläuft, gibt es einige Abschnitte, an denen er mit Ästen und Metallpfählen direkt an die Canyonwand genagelt wurde. Hier verläuft der Trail auch besonders exponiert und ich kann wegen meiner Höhenangst viele dieser Stellen nur auf dem Hintern rutschend überwinden.
Zwischenziel am Grandview Trail: Coconino Saddle
Nach rund einer Meile haben wir bereits mehr als 300 Höhenmeter überwunden. Kurz vor dem Coconino Saddle befindet sich eine besonders exponierte Stelle, die mir sehr viel Kraft raubt. Besonders der Gedanke, dass ich sie auf dem Rückweg nochmal überwinden muss, sorgt für eine Panikattacke, als ich den flachen Part des Coconino Saddle erreiche.
Zeit für eine Pause und einen Snack. Das Morgenlicht sorgt für besonders schöne Ausblicke auf diesem Teil des Trails.
Panickattacke auf dem Trail
Wir gehen weiter und erreichen eine Stelle, an der der Weg extrem schmal wird und in einer großen Kurve schräg an einem ausgewaschenen und exponierten Hang langführt. Meine Höhenangst bekommt nochmal einen richtigen Schub. Ich wage zwei Versuche, schaffe es aber nicht, diese Stelle zu überwinden. Total entkräftet von dieser Attacke brauche ich eine längere Pause, während der ich mich richtig ärgere.
Aber es nützt nichts, ich weiß, dass ich hier heute nicht weiterkomme. Was ich noch nicht weiß: 4 Tage später werde ich eine viel gemeinere Stelle auf einem anderen Trail überwinden und stolz auf mich sein!
Wir beraten uns und entscheiden, an dieser Stelle umzukehren. Ich brauche noch etwas Kraft, um die exponierten Stellen auf dem Rückweg zu meistern.
Aufstieg zum Grand Canyon South Rim
Auf dem Rückweg sind wir deutlich schneller, als wir es erwartet hätten. Auf dem sehr steilen Grandview Trail braucht man tatsächlich für den Abstieg mehr Zeit als für den Aufstieg. Kurz nach 11 Uhr sind wir zurück am Trailhead. Wir sind zwar etwas frustriert, dass wir Horseshoe Mesa heute nicht erreicht haben, freuen uns aber dennoch über den interessanten Hike auf dem Grandview Trail.
Zurück in der Maswik Lodge stellen wir fest, dass wir Geschenke vom Hotelmanagement bekommen haben. Da wir eingewilligt haben, während unseres Aufenthaltes von zwei Nächten auf eine Reinigung des Zimmers sowie einen Wäschewechsel zu verzichten (Wasser sparen!), haben wir Trinkflaschen geschenkt bekommen.
Wir lassen uns unsere Sandwiches schmecken und überlegen, was wir nun mit dem restlichen halben Tag anfangen wollen. Nun ja, lange müssen wir nicht darüber nachdenken, denn uns fällt sofort etwas ein: Bewegung an der frischen Luft und ein Platz für den Sonnenuntergang für uns ganz allein! Wie das geht lest Ihr im nächsten Teil…
Fakten zum Grandview Trail (Trailhead bis Horseshoe Mesa)
- Trailhead: Grandview Trailhead am Grandview Point. Der Trailhead befindet sich direkt neben dem populären Aussichtspunkt und kann mit dem eigenen Auto angefahren werden. In der Regel sind morgens genügend Parkplätze frei.
- Länge: rund 9,6 km Roundtrip bis Horseshoe Mesa und zurück, Höhendifferenz ca. 760 m.
- Zeitbedarf: Rund 6-9 Stunden, je nach Lust und Fotostopps.
- Schuhe: Schuhe mit guten Sohlen bzw. gutem Grip und Halt für die Knöchel. Wir bevorzugen und empfehlen Wanderstiefel*. Sehr hilfreich sind auf diesem Trail Wanderstöcke*. Ich hab mich damit an den schmalen und exponierten Stellen deutlich sicherer gefühlt.
- Gepäck: Tagesrucksack*, Sonnenschutz, Wasser, Snack und einen Pulli nicht vergessen. Auf dem Trail gibt es kein Wasser!
- Insider-Tipp: nach den ersten Switchbacks wird es ruhig und einsam auf dem Trail. Auch hier bieten sich schon tolle Plätze, die gerade im Morgenlicht schöne Fotomotive bieten.
- Wichtig zu wissen: Grandview Trail ist ein Threshhold Trail und nur fortgeschrittenen Canyon-Wanderern zu empfehlen. Definitiv kein Trail für Grand Canyon Anfänger! Der Trail führt NICHT zum Colorado River. Den Fluss kann man nur über die Querverbindung Tonto Trail bis zum South Kaibab Trail im Westen oder der Escalante Route im Osten erreichen. Beides sind Backpacking Trips und KEINE TAGESWANDERUNGEN!
- Schöne Beschreibung des Trails mit weiteren Fotos
- NPS Grandview Trail Fact Sheet
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