Im Vorwege der Reise hatte ich zufällig einen SPIEGEL ONLINE-Artikel entdeckt, der das Thema „Roswell“ beleuchtete. Der Artikel besagte, dass die Bewohner von Roswell genug davon hätten, als U.F.O. – Freaks angesehen zu werden und eigentlich gar nicht mehr so scharf auf den daraus resultierenden Tourismus wären. Zwar spült der Tourismus nicht wenige Dollars in Kleinstadt, nur sind die Bewohner aufgrund von Ölvorkommen und Landwirtschaft nicht auf dieses Geld angewiesen. Zudem gelten die Bewohner des Südens als eher konservativ und wollen mit den „Alien-Gedöns“ am liebsten nicht zu tun haben.

UFO Museum Roswell

UFO Museum Roswell

Uns war´s egal. Wir wollten uns das ansehen. Naja, eigentlich nur ich, aber Schwamm drüber. Natürlich hatte ich davon gehört, dass Roswell keinswegs so aufregend und extraordinär war, wie man sich das ausmalte, aber hey, wir hatten im Internet gesehen, dass vor dem Visitor Center ein R2-D2-Briefkasten steht und die Straßenlaternen Alien-Augen haben. Noch Fragen? Will irgendwer jetzt noch die Sinnhaftigkeit eines Roswell-Abstechers anzweifeln? Keiner? Hab´ ich mir gedacht. Also Chewie, Hilfstriebwerke an und los (meine Co-Pilotin ist glücklicherweise weniger behaart).

Am 22.09.2016 10:19 Uhr machten wir uns auf den Weg Richtung Roswell über die 285. Geplante Reisezeit: 1:16 h

Ganz grob beleuchtet: worum es hier eigentlich geht

Bevor es hier mit unserem Landemanöver in Roswell weiter geht, vielleicht noch einmal ganz grob zur Erklärung (Verschwörungsexperten, Augenzeugen, Herr von Däniken sowie Scully und Mulder können den folgenden Absatz überspringen): Roswell ist das Kaff, um das sich die Verschwörungstheorien hinsichtlich des U.F.O-Absturzes in 1947 ranken. Ein Farmer hatte seinerzeit Wrackteile eines U.F.O. gefunden, irgendwo bei Roswell, in der Einöde New Mexikos. Pflichtbewusst gab er seinen Fund beim ansässigen Sheriff ab, der wiederum das Militär, genauer gesagt, die Air Force, informierte. Die Air Force vermeldete unmittelbar darauf, dass es sich bei den Trümmerteilen um Überreste eines U.F.O. handele – natürlich per Pressemitteilung, wie auch sonst. Wie dem auch sei, tags darauf ruderte die Air Force dann eiligst zurück und vermeldete, bei den Trümmerteilen handelte es sich nachweislich um die Reste eines zerstörten Wetterballons und nicht, wie anfangs vermutet, um U.F.O.-Teile.

Nachvollziehbar, jeder von uns, der schon mal einen abgestürzten Wetterballon gesehen hat, weiß, dass jene Trümmerteile, denen eines U.F.O. zum Verwechseln ähnlich sind.

Erstaunlicherweise sorgte die Geschichte mit dem Wetterballon erst einmnal dafür, dass es ruhig wurde um Roswell. Erst als in den Siebzigern durch Vorfälle, wie beispielsweise die Watergate-Affäre, das Misstrauen der amerikanischen Bevölkerung gegenüber der Regierung und des Militärs wuchs, kam auch die Story mit dem abgestürtzen U.F.O. in Roswell wieder hoch. Plötzlich waren sich viele sicher: die Regierung lügt und die Geschichte mit dem Wetterballon war nur ausgedacht, um den Absturz von Aliens zu vertuschen. Chapeau! Endlich habt ihr´s kapiert…

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Und so wurde Roswell eines der Zentren, die als Quelle für zahlreiche Verschwörungstheorien herhalten mussten und teilweise bis heute müssen.

Die Fahrt von Carlsbad nach Roswell über den Highway 285 kann man nicht als landschaftlich aufregend bezeichnen, sondern war dröge. Sei´s drum, wir freuten uns sozusagen auf den Landeanflug auf Roswell.

Investigativ-Tourismus vor Ort

Am Ortseingang erwarteten wir, bescheuerterweise muss man im Nachhinein sagen, ein Alien-Spektakel, weil wir unserer Erwartung nach doch ins U.F.O.-Mekka des Planeten Erde einfuhren. Die Realität sah etwas anders aus. Keine Marsmenschen, die uns mit Händedruck begrüßten; keine grünen Hula Girls, die uns intergalaktische Blumenketten umhängten?

Wenn die Roswell-Bewohner eines drauf haben, dann ist es so zu tun, als wäre nichts gewesen. Auch sahen die Roswellianer hier ganz normal aus, oder waren das nur sehr ausgefeilte Tarntechniken? Schwer zu sagen. Wenn „Die“ uns überlegen wären, wieso sollten sie ausgerechnet hier abhängen? Viele Fragen, aber noch keinen Antworten…huh, hätte schwören können, meine Beifahrerin summt gerade das Akte X-Thema. Vermutlich bin ich derzeit der einzige Erdling weit und breit.

Spaß beiseite, natürlich sieht man überall grüne, graue, und sonst-noch-was-farbige Männchen ´rumstehen, insbesondere auf der Main Street wird man quasi ununterbrochen daran erinnert, wo man sich hier befindet. Aus meiner Sicht allerdings bei Weitem nicht so aufdringlich oder überfrachtet wie ich befürchtet oder vielleicht auch in manchen Zusammenhängen gehofft hatte.

Alieneske Deko in Roswell

Alieneske Deko in Roswell

Auf dem Weg zu unserem Motel fuhren also die Main Street entlang, vorbei an zahlreichen alienesken Läden, Tankstellen, Bars und passierten schließlich das U.F.O. Museum and Research Center – unser Ziel für den nächsten Tag, an dem wir der mysteriösen Roswell-Sache auf den Grund gehen wollten.

Der Briefkasten-Droide

Am Motel angekommen kurz frisch gemacht und wieder auf die Main Street Richtung Visitor Center. Wir wollten alsbald dem kauzigen R2-D2-Briefkasten einen Besuch abstatten und Ausschau nach den Straßenlaternen mit den Alien-Augen halten. Aufgrund der Tatsache, dass das Visitor Center bereits zu hatte, war der Parkplatz und die unmittelbare Umgebung entsprechend menschenleer (menschenleer, haha). Gut für uns, so hatten wir den kleinen Briefkasten-Droiden für uns alleine und konnten in aller Ruhe unsere Erinnerungsfotos schießen. Alien-Straßenlaternen waren nicht zugegen. Die Begegnung der dritten Beleuchtungsart musste bis zum nächsten Tag warten.

Annäherung

Annäherung

Der legendäre R2-D2-Briefkasten

Der legendäre R2-D2-Briefkasten

Mittlerweile meldete sich der Magen und wir entschieden uns für Dinner bei Denny´s, der praktischerweise genau gegenüber unserem Motel lag. Wenn das kein Schicksal ist…

Montag, 23/09/2016 08:47, Roswell, NM

Fortsetzung des Investigativ-Tourismus, U.F.O. Museum and Research Center

Nach dem deliziösen Continental Breakfast im Motel machten wir uns auf den Weg zum U.F.O. Museum and Research Center, um neue Welten zu erkunden (Kalauer).
Mit außerordentlicher Pünktlichkeit, ca. 10 Minuten vor Öffnung, erreichten wir ohne weitere Vorkommnisse den Parkplatz des Museums, wo wir gemeinsam mit weiteren Wahrheitssuchenden auf den Einlaß warteten.

Gegen 09:00 Uhr Ortszeit war es so weit: Das U.F.O. Museum and Research Center öffnete seine Türen und es bildete sich tatsächlich einen kleine Besucherschlange vor der Kasse, was wir, ehrlich gesagt, so nicht erwartet hatten.

Das Museum an sich ist nicht besonders groß; die Exponate allerdings haben es in sich. Für Investigativ-Touristen sind die ausgestellten Akten, Texte, Materialien, Repliken aus verschwörungstechnischer Sicht der reinste Sprengstoff…oder eben nicht. Die alles überragende Frage, die wir uns stellen lautete: Meinen die das hier wirklich ernst oder verarschen die uns?

Ganz klar, vieles, was hier ausgestellt ist, ist mit einem Augenzwinkern gemeint, aber eigentlich nett gemacht. Manches ist auf Seriösität getrimmt, wie zum Beispiel angebliche Originaltexte und geheimdienstliche Korrespondenz und steht im krassen Gegensatz zu den „reißerischen“ Exponaten, wie der stündlich getakteten Alien-Show mit silbernen Gummimännchen, bunten Lichtern und ´ner Nebelmaschine. Unterm Strich hat der Besuch aber wirklich Spaß gemacht und wird uns als schöne Erinnerung im Gedächtnis bleiben.

Der Merchandise-Shop des Museums die Macht er ist

Apropos Merchandise: Ich hatte mir fest vorgenommen, durch die einschlägigen Läden zu tingeln, um hier und da eventuell ein kleines Andenken (Ich will so´n T-Shirt!!!!!) zu erstehen.
Gesagt, getan – wir also ´raus aus dem Museum auf die Main Street und die unmittelbare Umgebung erkundet. Was wir so erblickten sah allerdings, gelinde gesagt, ziemlich abgerissen und teilweise ungepflegt aus. Egal, ich entschied mich für einen Laden, der von außen einigermaßen okay aussah und wir traten ein. Uh, roch irgendwie wie die Polstermöbel einer Eckkneipe in den Achtzigern, oder ungefähr so wie kalte Kippe im Auto-Aschenbecher, wenn man morgens einsteigt (für die, die´s kennen). Der Typ hinterm Kassentresen begüßt uns freundlich und schaffte es tatsächlich, ein Auge von seinem Smartphone loszueisen, um uns kurz zu begutachten. Ansonsten schien es ihm egal zu sein, ob wir was kaufen wollten oder nicht. Positiv betrachtet, war es ein sehr unaufdringlicher Verkäufer. Schräger Laden, ganz klar, aber nicht nett schräg, sondern seltsam schräg. Daher haben wir nur kurz die feilgebotene Ware begutachtet, ohne etwas zu erstehen und sind unverrichteter Dinge zurück auf die Straße.

Vorsicht, sie betreten eine andere Dimension

Vorsicht, sie betreten eine andere Dimension

Reingehen oder nicht?

Reingehen oder nicht?

Nach diesem Erlebnis war uns zudem die Lust auf weitere Experimente, was die Souvenir-Shops betraf, vergangen. Folglich zurück in den Shop im Museum, wo es zahllose „Muss-ich-haben“ gab und ich meine Co-Pilotin zurückhalten musste, damit sie nicht den ganzen Laden leer kauft – ich bin da ja nicht so verrückt.

Doch noch ein echtes Alien in Roswell: der Aztek

Mit der gefühlt minimalen Roswell-Gedächtnis-Ausstattung verließen wir das Museum und machten uns auf den Weg in Richtung ABQ. Allerdings nicht, ohne einen Boxenstopp bei Dairy Queen zu machen – übrigens für Silke und mich die Dairy-Queen-Premiere. Als wir auf den Parkplatz des Ladens fuhren noch ein Highlight (jedenfalls für Breaking-Bad-Fans; alle anderen werden sagen: Wat für´n Ding? Aha, na und…): Kommt uns doch tatsächlich ein schwarzer Pontiac Aztek entgegen (der nach dem Facelift, mit in Wagenfarbe lackierten Stoßfängern und Rally-Ausführung). So ein Teil ist hier auf der Straße mittlerweile vermutlich seltener anzutreffen als ´ne fliegende Untertasse. Schnell die Co-Pilotin angewiesen, ein paar Fotos mit dem Smartphone zu schießen und da war der Aztek auch schon wieder aus dem Blickwinkel verschwunden – Sachen gibt´s.

Das einzig echte Alien in Roswell

Das einzig echte Alien in Roswell

Premiere bei Dairy Queen

Dann also unser erster Besuch bei Dairy Queen. Wir hatten uns im Zuge der Urlaubsplanung fest vorgenommen, dieses Mal bei Dairy Queen einzukehren und das Eis dort zu testen. Nach kurzer Überforderung aufgrund des Angebots an Sorten, Kombinationen und der Wahl, welche Größe das Teil nun haben soll, entschieden wir uns jeweils für ein Eis namens Blizzard, allerdings wählten wir verschiedene Sorten (fragt mich nicht, was da alles drin war – nur so viel: es war sehr nahrhaft) in Größe medium. Da wir die Portionen ja kennen, dachten wir uns: Lieber nicht zu groß, medium passt schon. Und wie´s gepasst hat. Also, ich hatte den ganzen Tag ´was von diesem Blizzard, puh. Sehr lecker und sehr mächtig. Wie man so´n Blizzard in „Large“ schaffen soll? Keine Ahnung, vielleicht, wenn der Magen ausgekachelt ist…

Zeit für einen Blizzard

Zeit für einen Blizzard

Nachdem wir also unsere Eisbecher, ich sage mal, vernichtet hatten, ging´s zurück auf die Straße Richtung ABQ. Und irgendwie fegte mir die ganze Zeit ein Blizzard durch die Eingeweide…

Lust auf weitere Berichte von dieser Tour? Die gesamte Tour 2016 findest Du hier:

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